Meine Lieben Superhelden
Vor zwei Wochen durfte ich, im Rahmen eines Kurses bei Stage-on-Air, das Stadtmuseum Aarau besuchen. Was ich dort erlebt habe könnt ihr in meinem Erlebnisbericht nachlesen. Have fun!
Aarau ist ein kleines und schönes Städtchen im Herzen des Aargaus. Tatsächlich war es 1798 für ganze sechs Monate die Schweizer Hauptstadt. Doch neben dem ganzen geschichtlichen Teil, hat Aarau noch viel mehr zu bieten. Ich rede nicht vom Nightlife, welches fast nicht vorhanden ist oder vom kulturellen Angebot, dass einem sinnbildlich aus den Ohren quillt.
Ich rede vom Aarauer Erbe. Das Stadtmuseum Aarau stellt genau das dar. Ein Zusammenspiel aus allem, was die Stadt ausmacht. Kultur, Geschichte und Kunst.
Das klingt für einen Kenner ausgesprochen toll. Ein Besuch im Schlösslimuseum der Stadt Aarau. Echt klasse! Wer meinen Sarkasmus nicht spürt, liest wohl nicht zwischen den Zeilen.
Ich bin kein Kenner von Museen, habe auch kein fundiertes historisches Kunstwissen oder antiquare Kenntnisse, aber so wie es mir in einem Museum geht, geht es schätzungsweise 75 Prozent aller Leute. Sie haben keine Ahnung!
Die Strategie dahinter: interessiert wirken! Wie geht das? Angestrengt schauen um Interesse vorzutäuschen, energisch nicken um genau dieses vorgetäuschte Interesse zu unterstreichen und bei jedem Witz lachen, auch wenn man die Pointe nicht verstanden hat. Warum sehe ich so viele Parallelen zu meinen Dates? Anyway!
Ich wollte dem Schlössllimuseum trotzdem eine Chance geben mich in seinen Bann zu ziehen. Architektonisch gelang es dem Gebäude sehr gut. Ein Zusammenspiel aus Alt- und Neubau, wenn man das Innere der grossen Eingangshalle betritt. Was stark auffällt, die vielen Treppen, die durch alle Stockwerke führen. Fotos hängen an den Wänden und weisen auf die Hauptausstellung hin, die das Motto „Pressefotografie“ beinhaltet. Für einen Journalisten wie mich ein sehr interessantes Thema. Meine Neugier packt mich und ich laufe in einen grossen hellen Raum, in welchem diverse Plakate mit Fotos und Schlagzeilen von der Decke hängen. Vitrinen sind kreisförmig darum aufgestellt und beinhalten Fotos aus der damaligen Pressefotografie vor Kim Kardashien, Snapchat und der ganzen Photoshop-Bearbeitung. Damals wurde noch auf hohem Niveau getrickst und retuschiert.
Mich führt mein Weg einen Stock weiter. Ich laufe einen Gang entlang in den Altbauteil des Museums. Eine Kiste steht inmitten eines Raumes. Ein kleines Fenster weisst in das Innere der Kiste. Eine Horde Holzpuppen ist darin versammelt. Ich finde einen Knopf an der Kiste und ein paar Kopfhörer. Ich ziehe sie mir über den Kopf und betätige den Knopf. Mir wird eine Geschichte erzählt. Die Holzpuppen haben je eine Rolle in dieser Geschichte. Fragt mich nicht, was da erzählt wurde, ich war zu sehr von den Puppen fasziniert. An den Wänden hängen noch Bilder von den einzelnen Puppen, deren Rollen in der Geschichte aufgezeichnet sind. Ich fühle mich beobachtet. Hoffentlich verschwören sich die Puppen nicht gegen mich. Ich verlasse ganz sachte den Raum und ziehe weiter.
Einen Stock höher steht im Gang eine Stange mit Kleidern und Hüten. Hat irgendwo ein Secondhand Shop eröffnet? Ich betrete einen Raum. Darin steht ein Stuhl. Vor dem Stuhl steht eine Kamera. In meinem Hirn rattert’s bis ich eins und eins zusammen zähle. Foto Booth!
Ich lass es mir nicht nehmen und zieh mich ganz Napoleon-mässig an und lass mich ablichten. Das geht auf Instagram!
Ich zieh mich um und laufe noch den letzten Stock hoch. An einem Schild vor einer weissen Tür steht „Camera Obscurus“. Da kommt mir ein Wes Craven Horrorfilm in den Sinn. Was mich da wohl erwartet? Voll mit Vorurteilen betrete ich einen stockdunklen Raum. Darin hängen im ganzen Raum Leinwände verteilt von der Decke. Ich erkenne Fotos auf den Leinwänden. Sie stehen aber Kopf! Also doch ein Horrorfilm. Der Raum wird erleuchtet. Oh! Meine ersten Likes auf Instagram wegen meines Fotobooth. Läuft bei mir… Handy weg! Zurück zu den Leinwänden. Je heller der Raum wird, umso unschärfer wird das Bild. Das ganze Spiel verkehrt. Faszinierend! Dennoch werd ich vor lauter Dunkelheit müde.
Ich verlasse den Raum und laufe wieder die Treppen runter, zurück zum Foyer. Nach dem ganzen Rundgang brauch ich einen Kaffee. Ich gönne mir einen Schlösslimuseums-Kaffee, setze mich hin, checke meine Instagram-likes – läuft bei mir weiter – und trinke einen Schluck meines Kaffees. Naja, dreckiges Wasser würde es besser beschreiben.
Dieser Bericht wurde von Stagiaire S.I. verfasst.
Von Instagram zu schlechtem Kaffee: Einblick in den Museumsbesuch eines Ignoranten