Ein Bahnhof.
Aus dem Zug steigen zirka ein Dutzend Leute aus. Alle laufen zum grossen, blauen Schild, auf dem in weiss das Wort „Uscita“ steht, übersetzt Ausgang. Aus dem Bahnhof draussen, finden sich die Zugreisenden auf einem grossen Busbahnhof wieder. Der Boden ist mit roten Ziegelsteinen so gepflastert, das sich die Strasse vom Teerboden abhebt. Soll offensichtlich als Raser Prävention dienen.
Die kleine italienische Stadt Luino…
Müsste ich mir das Nirvana vorstellen, so würde es aussehen. Ruhig, entspannt, nicht gehetzt und vor allem besitzt sie einen wunderschönen Seeblick auf den Lago Maggiore und einen ganz besonderen, romantischen Charme.
Der Trip nach Luino ist ausgesprochen spontan entstanden. Am Samstag liege ich noch im Bett und denke mir: „Luino, ja? Nein? Vielleicht?“ Dann fällt mir das Wetter bei uns auf. Noch nie ist mir eine Entscheidung so einfach gefallen. Ausnahmsweise wollte ich das Wasser nicht von Oben sondern von Unten sehen. Ich packe also mein Zeug, mein RSK (Reise-Survivor-Kit) um genau zu sein. Das beinhaltet Laptop, Bücher, diverse DVD’s, eine Auswahl an coolen, trendigen Kleidern die aber nicht versnobt aber doch ein tick sexy sind, diverse Ladekabel für alle Fälle und ganz wichtig, eine Packung Feuchtes Toilettenpapier. Man kann nie wissen wo es richtig losgehen kann (Weisheit von Mamma).
Ich sitze also hier in Luino und geniesse das süsse Nichts tun. Ich kümmere mich um mein Wohlbefinden und tue was mir eine sehr einflussreiche Person ans Herz gelegt hat.
Ich gucke auf mich selbst!
Viel ist dieses Jahr schief gelaufen. Eine Trennung, diverse Abschiede, ein unfreiwilliger Umzug und viele, sehr viele unnötige Streitereien.
In vielen Dingen habe ich im 2013 versagt. Mittlerweile habe ich damit abgeschlossen und den Frieden mit mir selbst gefunden.
Wer meinen letzten Blog gelesen hat, weiss auch wie ich zu Geburtstagen stehe. Doch dieser war speziell. Dieser Geburtstag hat einen Neuanfang eingeläutet. Kein verstecken mehr, kein hysterisch und wütend herum hetzten und motzen als sei ich Naomi Campell auf LSD höchst persönlich. Ein grosses Dankeschön an dieser Stelle an Snickers dafür, dass sie Naomi wieder auf den rechten Pfad geführt haben. Auch wenn sie ihr Geburtsgewicht so bestimmt nicht mehr halten kann, aber das ist wieder eine ganz andere Baustelle.
Jedenfalls bin ich gerade in Luino. Mein Trip dauert von Sonntag bis Dienstag, weil ich mir meine Ferien einfach nicht besser einteilen konnte. Memo an mich selbst: Ferien anders planen!
Der Lago Maggiore hat ein wunderschön gestaltetes Ufer, das der Promenade in Zürich ähnelt, aber vom Stil her etwas moderner daher kommt. An der ganzen Promenade sind Spaziergänge möglich, es hat Kinderspielplätze an jeder Ecke, kleine Bars und Eisdielen. Jeder hier ist gelassen und entspannt. Eine willkommene Abwechslung in Anbetracht meines normalen Alltags. Jedoch auch etwas verstörend wenn man als Single alleine an so einen Ort hin reist. Man wird förmlich dazu aufgefordert zu heiraten und sich fort zu pflanzen.
Jedenfalls hat meine Selbstfindungsexkursion mich bereits in die Nachbarstadt Cannobio geführt. Ein wunderschöner Ort mit vielen Sehenswürdigkeiten.
Wie es nun mal in Italien so üblich ist, bestehen die Sehenswürdigkeiten meist aus Kirchen und Glockentürmen. Mit meiner, ich sag mal speziellen Orientierung, hätte ich ja eigentlich wie ein Vampir in Flammen aufgehen müssen. Tja, Gottes Zorn trifft anscheinend eben doch nicht jeden.
Meine Reise sollte mich noch auf eine kleine Insel namens Stresa führen.
Dieser Trip ging ordentlich in die Hose. Offensichtlich fährt genau dieses Boot nur einmal am Tag und zwar um halb zehn Morgens. Da lag ich aber noch im Bett.
Weiteres Memo an mich selbst: Bei Insider Infos immer erst nachfragen zu welcher Uhrzeit denn die Boote fahren.
Ich führe meinen Trip mit einem Leihfahrrad vom Hotel weiter. Nachdem der Besitzer des Hotels mir ein Fahrrad fahrtüchtig gemacht hat, düse ich mittags um halb eins damit durch Luino und kundschafte die Lage auf eigene Faust aus. Dummerweise habe ich nicht daran gedacht, dass in Italien die Läden zwischen 12 Uhr und 15 Uhr geschlossen sind. Italiener brauchen ihren Verdauungsschlaf. Fazit: Auch Shoppen fällt in dieser Zeitspanne komplett aus. Ich fahre also weiter der Promenade entlang bis zu einem kleinen Freibad direkt am See. Davor steht ein hölzernes Schild. In weiss steht drauf geschrieben: „Entrata 6 Euro“. Also übersetzt sechs Euro Eintritt. Ich lese das Schild nicht mal zu Ende und mache sofort wieder kehrt.
Alta Schwede! Sechs Euro für ein Freibad am See! Weiter vorne an der Promenade kann man sich im See gratis ertränken und die wollen sechs Euro dafür. Wucher! Lang lebe der Kapitalismus.
Ich fahre also weiter Richtung Hotel zurück. Dabei komme ich an diversen Wohnhäusern vorbei. Sehr schön gelegen, mit direktem Seeblick. Da könnte ich zwar nicht alt werden, aber immerhin die schöne Seeluft geniessen und dabei in Würde mit meinen 40 Katzen im Schoss altern. Berauschende Vorstellung, aber wenigstens für diese zwei Tage zumutbar.
Nach dem ich an meinem Reisebericht geschrieben habe und meinen Computer samt Handy fast aus dem Fenster geschmissen hätte (Sch…. ITunes Synchronisation), suche ich wieder die Promenade auf. Diesmal nicht mit dem Fahrrad. Ich gehe zu Fuss. Das kommt nicht von irgendwoher denn wie hätte es anders sein können, es regnet. Ich laufe also samt Spiegelreflexkamera zum Hafen und nehme dort die Fähre nach Cannobio.
Dort angekommen fang ich an wie der reinste Tourist die ganze Gegend zu fotografieren. Wer mich kennt weiss, dass ich in solchen Momenten zum „Super- Touri“ mutiere. Ich laufe also durch die tollen, antiken Gassen und finde mich vor einem Pedicure Laden wieder der Behandlungen mit diesen Türkischen Fischen anbietet die dir deine Hornhaut weg fressen. Was mache ich, Ich will es probieren.
Nach einer halben Stunde Füsse einlegen und einer Fischkitzel Aktion an meinen Füssen, laufe ich aus dem Laden raus und erkenne das ich keine Zeit mehr zum Abendessen habe. Ich begebe mich zurück zum Hafen, halb ausgehungert und nehme die letzte Fähre zurück nach Luino.
Endlich komme ich zum Essen. Nach zehn Minuten warten, werde ich endlich in der „Tratoria Tourist“ bedient. Der erste Gang, ein Caprese Salat (Tomaten Mozzarella). Guter Appetizer aber nicht so gut dass ich 15 Minuten auf die Hauptspeise warten kann. Danach ging es endlich vorwärts. Ich habe noch nie erlebt, dass man 20 Minuten auf die Rechnung warten muss.
Endlich habe auch ich es zurück geschafft und sitze jetzt hier und Berichte über mein erlebtes.
Falls du dabei noch nicht eingeschlafen bist, dann darfst du dich noch auf mein Fazit dieses Trips freuen.
Fazit: Ich bin wieder der alte! Nicht der Ricky Martin anhimmelnde, Britney Spears nachäffende Alter Ego sondern der Kerl, der gerne mit seinen Leuten abhängt, aber auch alleine fähig ist zu überleben. Baby ich habe meine Mitte wieder und auch wenn es Momente gegeben hat, in denen ein gewisser Jemand mit seinen Italiener Witzen extrem gefehlt hat, so war es doch okay.
Ich bin für das nächste Abenteuer bereit und auch gewillt um das zu kämpfen, worum es sich lohnt zu kämpfen. Mir muss nur die Chance gegeben werden es zu beweisen.
Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter!
Naja… Bis nach Zürich reicht’s auch schon…